Schloß Schney

Geschichte der Freien Turnerschaft Schney

I. Der Beginn des Turnens in der Gemeinde

Nachdem es bereits ab dem Jahr 1862 einen Turnverein in Schney gegeben hatte, mit dem sich jedoch wegen seiner konservativen Ausrichtung („In der Deutschen Turnerschaft ist kein Platz für Sozialdemokraten“) in zunehmendem Maße die aus Korbmachern, Porzellanarbeitern und Schachtelmachern bestehende Mehrheit der Mitglieder nicht mehr identifizieren konnte, entstand unter der Arbeiterschaft unserer Gemeinde der immer stärker werdende Drang, einen eigenen Turnverein ins Leben zu rufen.

II. Die Gründung der Freien Turnerschaft Schney

Am Samstag, den 3. August 1907, war es dann so weit: etwa 30 Schneyer kamen der Einladung des "Einberufers" J. G. Krappmann nach und trafen sich in der Gaststätte Wöhner, um nach einem Referat des Bezirksvorsitzenden der Freien Turner Johann Steitz aus Bamberg die „Arbeiter-Turnerschaft Schney“ aus der Taufe zu heben. 21 Männer - ihre Namen sind im Gründungsprotokoll festgehalten: Fritz Werner, Georg Kolb, Konrad Witzgall, Georg Krappmann, Georg Kraus, Bernhard Scheller, Max Loesch, Georg Schoder, M. Forkel, Andreas Welsch, Louis Winges, W. Nemmert, Johann Schöpf, A. Eber, Carl Wöhner, L. Lochmann, K. Menzel, Philipp Krappmann, Friedrich Gick, Georg Barth, Moritz Rost, - erklärten am Ende dieses denkwürdigen Tages ihren Beitritt zum Verein, der sich seit dem 2. November 1907 nur noch "Freie Turnerschaft Schney" nennt. Der erste Vorsitzende war Fritz Werner, dem Georg Kolb als Stellvertreter, der heute noch vielen als der eigentliche "Turnvater" bekannte Konrad Witzgall als Kassier, J.G. Krappmann als Sekretär, Georg Kraus und Bernhard Scheller als Turnwarte sowie Karl Menzel, Louis Winges, Georg Barth, als "Ausschuss" und Carl Wöhner nebst Philipp Krappmann als Revisoren beistanden. Bereits am 11. August befasste sich eine Ausschuss-Sitzung mit der Festsetzung der Vereins-Statuten, die dann auch von der ersten Monatsversammlung noch im August angenommen wurden. Bei den Freien Turnern herrschte also, was die Verwaltung des Vereins betrifft, von Anfang an größte Ordnung, und so ist es bis heute auch geblieben.

III. Die ersten Sportstätten

Wie aus den Protokollen der Gründerzeit hervorgeht, waren die Freien Turner mit größtem Eifer und riesigem Idealismus am Werk, so dass alsbald so wichtige Geräte wie ein Reck oder Hanteln angeschafft werden konnten. Schlechter sah es bei der Frage nach den Turnstätten aus: Nachdem der erste Vereinswirt - Gründungsmitglied Carl Wöhner - nach einem guten Jahr seine Lokalitäten nicht mehr zur Verfügung stellte, musste man zum Gasthaus "Stammberger" wechseln, dessen Wirt ebenfalls einen Turnplatz, der allerdings erst noch hergerichtet werden musste, anbieten konnte. Die Gemeinschaft der Freien Turner gedieh vortrefflich, und bei der Generalversammlung 1910 konnten bereits 74 Mitglieder verzeichnet werden. Auf dieser Versammlung gab der weitblickende und ehrgeizige Konrad Witzgall, der mittlerweile als Turnwart fungierte, erstmals die Anregung zur Gründung eines "Turnhallenbau-Fonds". Mit Energie ging man ans Werk, besorgte sich Marken für den Fonds, Nickel für Nickel wurde gespart, es gab Sammlungen, und auch die "Kneip-Kasse" musste herhalten, damit man sich einen Turnplatz kaufen konnte, und bereits 1912, 5 Jahre nach der Gründung, war es so weit: man hatte endlich am Weinberg in der Neuen Welt sein eigenes Turngelände, mit - freilich einfachen - Sportanlagen und einem Geräteschuppen.

IV. 1912 – 1921: Erfolgreiche Jahre trotz des Ersten Weltkriegs

Konrad Witzgall, im Jahre 1913 zum Bezirksvorsitzenden gewählt, wirkte unermüdlich und äußerst erfolgreich weiter, und die Freie Turnerschaft Schney kam ein gutes Stück voran: es wurden zahlreiche verschiedene Veranstaltungen, ein Bezirksturntag, Kinderfeste mit 400 und mehr Kindern usw. abgehalten. Mitten in diese Aufwärtsbewegung platzte der 1. Weltkrieg, dem 27 von 92 Mitgliedern zum Opfer fielen. Nach dem Krieg war das Gelände am Weinberg nur noch für Faustball tauglich, doch alsbald waren wieder alte und neue Mitglieder bereit, bessere Möglichkeiten für das Turnen zu schaffen. In dieser Zeit, nämlich ab Februar 1919, gab es nach dem Übertritt des Deutschen Turnvereins zur Freien Turnerschaft (18 von 21 Mitgliedern hatten sich in geheimer Abstimmung für den Übertritt entschieden) vorübergehend nur einen Turnverein in Schney. Die Aufwärtsbewegung hielt an, seit 1921 gab es eine Mädchen- und Frauengruppe, und es kam auch eine Fußballriege hinzu, die zeitweise bis zu vier Mannschaften stellen konnte.

V. 1921 – 1933:
Weiterer Aufschwung, die erste Turnhalle, die Katastrophe der Machtergreifung durch die Nazis

Nie wurde in dieser Zeit das große Ziel eines jeden echten Turnvereins aus den Augen verloren, nämlich der Bau einer eigenen Turnhalle. Mit großem Einfallsreichtum, Haussammlungen, Spendenaufrufen und dergleichen wurden die finanziellen Mittel erhöht, und 1921 sah man sich (es fehlten noch 30.000 Mark) fast am Ziel, doch das Inflationsjahr 1923 brachte einen herben Rückschlag: das Vereinsvermögen erreichte mit über 21 Billionen! Mark zwar seinen historischen Höchststand, - die monatlichen Mitgliedsbeiträge betrugen zeitweise über 20.000 DM, - doch das Geld war nichts mehr wert. Ab 1924, bei Mitgliedsbeiträgen von bis zu 20 Pfennigen, setzte eine sehr steile Aufwärtsbewegung bei den Freien Turnern ein: es kam zur Gründung des 1. Spielmannszugs im Jahre 1926/27, und die Mitgliederzahl stieg nach und nach auf etwa 160 an. Ende 1928 wurde eine Kommission gebildet, die damit beauftragt wurde, den Bau einer Turnhalle vorzubereiten, und die auch sehr rührig war, denn schon am 29. April 1929 wurde mit 80 %-iger Mehrheit der Beschluss gefasst, das große Werk in Angriff zu nehmen und die Turnhalle für 54.000 Reichsmark zu bauen. In einem bis dahin beispiellosen Arbeitseinsatz wurde die Turnhalle in knapp vier Monaten erstellt, und bereits zur Kirchweih im September konnte der Wirtschaftsbetrieb aufgenommen werden. Die Turnhalle erfreute sich bei Turnern, aber auch bei den Freunden der Geselligkeit - die Freie Turnerschaft verfügte ja auch über eine eigene Theatergruppe - großen Zuspruchs, auch gingen viele Spenden, z. Tl. sogar aus Amerika ein, und der Verein konnte sich einige Jahre in Ruhe weiterentwickeln und sich einen guten und umfassenden Bestand an Turngeräten anschaffen. Mitten in diese Zeit des Aufschwungs platzte die Machtergreifung durch die Nazis, die natürlich nichts Eiligeres zu tun hatten, als die verhasste, der Sozialdemokratie nach wie vor eng verbundene Freie Turnerschaft aufzulösen, das Vermögen einzuziehen und ihren Stolz, die Turnhalle, zur vormilitärischen Ausbildung der S.A zu missbrauchen und zu verwüsten. Die weitere Geschichte der Turnhalle sei hier nur kurz erwähnt: zunächst wurde sie von der Stadt Lichtenfels ersteigert, dann, 1937, erfolglos der Gemeinde Schney angeboten; schließlich wurde sie von der Fa. Link & Co, einer Schuhfabrik, gekauft; mittlerweile dient sie nach mehrmaligem Umbau als moderne Wohnanlage. Die Mitgliederversammlung vom 12. März 1933 war für 12 1/2 Jahre die letzte offizielle Zusammenkunft der Schneyer Freien Turner. Ein Teil der Aktiven konnte sich während der Nazizeit vorübergehend beim Reichsbahn-Turn- und Sportverein in Lichtenfels, dem heutigen ESV, dem Dank für seine Gastfreundschaft gebührt, betätigen.

VI. Der Wiederbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Unmittelbar nach dem verlorenen Krieg regten sich in Schney bereits aufbauwillige Kräfte, die den Sportbetrieb wieder in normale Bahnen lenken wollten, und unser Verein erhielt als einer der ersten im Landkreis von der amerikanischen Militärregierung die Lizenz zur Wiedergründung. Am 12. November 1945, also eine Woche vor der offiziellen Gründung, sind in der ersten Mitglieder-Beitragsliste des Kassiers Ludwig Gick bereits 68 Personen aufgeführt. Am 19. November 1945 fand in der Gastwirtschaft Stammberger die denkwürdige Versammlung zur Wiedergründung der Freien Turnerschaft Schney statt. Konrad Witzgall hielt die Eröffnungsansprache, in der er seine Freude über den zahlreichen Besuch, vor allem der Jugend, ausdrückte, aber auch seine Trauer - über die 26 Turnbrüder, die, wie er einfach, aber treffend ausdrückte "für so einen Wahnsinn" ihr Leben lassen mussten. 1. Vorsitzender wurde Karl Witzgall, und auch die beiden hochverdienten Senioren Konrad Witzgall und Hans Stoll, ebenfalls ein erfolgreicher Turner, langjähriger Turnwart und Oberturnwart, stellten sich spontan wieder zur Verfügung, so dass bereits eine Woche später die erste Turnstunde nach dem Krieg im Stammbergersaal abgehalten werden konnte. Natürlich stellte sich alsbald die Frage nach geeigneten Übungsstätten, denn der Stammbergersaal war doch nur bedingt geeignet, und die Zahl der Aktiven wuchs von Woche zu Woche. Hauptsächlich aus sozialen Gründen - die Firma Link bot ja immerhin über 300, damals sichere, Arbeitsplätze - verzichteten die Verantwortlichen 1948 auf die Herausgabe der Turnhalle, zumal sich die Besitzer zur Zahlung einer angemessenen Entschädigung bereit erklärten. Doch das Problem war damit nicht gelöst, und man musste sich mit vielerlei Provisorien - z. B. Mitbenutzung des Geländes des Sonneberger Paddelvereins an der Mainbrücke - behelfen.

VII. 1950: Ein Schicksalsjahr für die Freie Turnerschaft Schney:
Der Erwerb des Schlosses

Dieser unbefriedigende Zustand dauerte an bis zum Frühjahr 1950, und man konnte von einer eigenen Turnhalle nur träumen, als den Verantwortlichen unseres Vereins das heruntergekommene Schneyer Schloss mit dem dazugehörigen Gelände zum Kauf angeboten wurde. Und die Freien Turner gingen das aus damaliger und wohl auch heutiger Sicht ungeheure Wagnis ein: Karl Witzgall, Georg Friedrich und Georg Schöpf fuhren nach München zu Mitglied Herbert Hauffe, damals Abgeordneter der SPD im Bayerischen Landtag, um ihn um Rat und Unterstützung zu bitten. Gemeinsam mit seinem Lichtenfelser Kollegen Dr. Wittmann und Landrat Dr. Jüngling setzte sich Herbert Hauffe bei staatlichen Stellen und Behörden tatkräftig für das Schneyer Anliegen ein und schuf die Voraussetzungen für den Erwerb des Schlosses durch die Freie Turnerschaft. Hierzu ein Protokollauszug vom 26. Juni 1950: „Zu Punkt 2 überleitend teilte Vorstand Friedrich mit, dass der Verein nach der heutigen Verbriefung rechtmäßiger Besitzer des Schlosses ist.“

VIII. Die zweite Turnhalle

Die Freude und der Stolz über den Kauf waren jedoch nicht völlig ungetrübt, denn das erworbene Anwesen war total heruntergekommen: das Dach war an vielen Stellen undicht; die Mauern mussten neu verputzt werden; Park und Garten (über 32 000 qm) waren verwildert. Dennoch wurde unverzüglich mit der Hauptaufgabe, nämlich der Errichtung der Turnhalle, begonnen, und trotz der einmaligen Einsatzbereitschaft der Mitglieder bestand mehr als einmal die Gefahr, dass das Vorhaben scheitern könnte. Unvergessen ist auch die wertvolle Mithilfe vieler Einwohner, die damals nicht Mitglieder des Vereins waren oder heute nicht mehr sind. Stellvertretend für alle diese tüchtigen Helfer soll an dieser Stelle Andreas Krapp erwähnt werden, der als geschickter Handwerker viel zum Bau der Turnhalle beitragen konnte. 18.000 ! freiwillige Arbeitsstunden waren nötig, um dieses große Werk zu vollenden. Etwas finanzielle Luft schaffte in dieser Zeit auch der Getränke-Lieferungsvertrag mit der Brauerei Leiner, Förtschendorf, der jahrzehntelang Bestand hatte. Im Juni 1951 war es endlich so weit: nach dem Einbau des Parketts konnte die Turnhalle ihrer Bestimmung übergeben werden, die seitdem das Zentrum aller Aktivitäten unseres Vereins ist, aber auch von Anfang an der Gemeinde Schney zur Erteilung des Schulturnunterrichts zur Verfügung gestellt wurde. Darüber hinaus wurde die Bereitschaft erklärt, sie "für alle kulturellen Veranstaltungen sowohl der politischen als auch der Kirchengemeinde" bereitzustellen.

IX. Die Gründung des Vereins für Jugendpflege und Volksbilung e.V.

Schwierigkeiten bereitete natürlich der Erhalt und die Renovierung des Schlosses, doch auch hier wusste Herbert Hauffe Rat: auf seine Initiative hin wurde der VJV, der Verein für Jugendpflege und Volksbildung e. V. gegründet, der sich der Aufnahme junger Leute ohne Arbeit widmen und ihnen praktische Kenntnisse auf dem Bausektor vermitteln sollte. Dieser Verein, die heutige „Franken-Akademie“, der seitdem als Partner und seit 1968 für 50 Jahre als Pächter mit Erbbauvertrag stets bestens mit der FTS zusammenarbeitet, gedieh gut und weitete seine Tätigkeit bald auf das Feld der staatsbürgerlichen Bildung aus. Ihm ist es wohl in erster Linie zu verdanken, dass das Schloss so erhalten und zu einem im In- und Ausland bekannten Schmuckstück von Schney wurde. Für seine Verdienste um die Freie Turnerschaft Schney wurde Herbert Hauffe am 13. 3. 1982 zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt.

X. Die Wiedergründung des Spielmannszugs

Die turnerische Arbeit, die trotz aller Belastung durch die Baumaßnahmen nicht vernachlässigt wurde, fand allgemeine Anerkennung, und bereits seit 1951 wurden von der FTS wieder größere Turnveranstaltungen organisiert. Im Mai 1951 entstand unter der Leitung von Fritz Witzgall eine Faustballgruppe, und 1953 wurde auf Betreiben vor allem des unvergessenen Ehrenstabführers Andi Tischler der Spielmannszug wiedergegründet. Andi Tischler, Heinz Schöpf und Hans Kolb waren die ersten Stabführer, und für die musikalische Ausbildung standen mit Lorenz und Karl Eber erfahrene Musiker zur Verfügung. 1982 erkannte Andi Tischler die Zeichen der Zeit und bildete in Zusammenarbeit mit dem heutigen musikalischen Leiter Bernd Gleitsmann eine Instrumentalgruppe heran, so dass der Spielmannszug ein hohes musikalisches Niveau erreicht hat. Kontinuität auch beim Spielmannszug: seit mehreren Jahrzehnten sind Erich Herbst und Kurt Feil an verantwortlicher Stelle tätig, und Heinrich Rehm leitet seit immerhin 15 Jahren als Stabführer diese rührige Abteilung, die zu einem der Aushängeschilder der Freien Turnerschaft geworden ist.

XI. 1955 bis 1985:
Stetiger Aufschwung, das Turnerwohnhaus, Schney wird Turnschule

Trotz anfänglicher großer finanzieller Sorgen - oft wurden Sammlungen durchgeführt, Anteilscheine zu 10, 20 und 50 Mark wurden verkauft, um die Rechnungen der ebenfalls nicht auf Rosen gebetteten Handwerker bezahlen zu können, - entstand bereits im Jahre 1955 das Turnerhaus auf dem vereinseigenen Grundstück an der Trappersbrücke. Von 1958 bis 1975 war mit Herbert Schuster neben Herbert Hauffe ein zweiter gleichberechtigter Vorsitzender tätig, der sich als äußerst engagierter und erfolgreicher Mann große Verdienste um den Erhalt des Schlosses, der Turnhalle und das Sportplatzgelände erwarb und am 27. 6. 1975 zum ersten Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt wurde. Das Sportplatzgelände, auch Zwinger genannt, war damals allerdings nur in der Phantasie weitblickender Turner vorhanden, denn es bestand bis zur Verlegung des Krebsbaches 1959 aus einem schilfbewachsenen Sumpfgebiet, und es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis auch im Freien gute Turnmöglichkeiten geschaffen wurden. Vorläufig spielte sich das turnerische Geschehen hauptsächlich in der Turnhalle ab, die durch verschiedene Baumaßnahmen laufend verbessert wurde. Die turnerische Arbeit fand weit über die Gemeinde und den Kreis hinaus große Anerkennung, was sich nicht zuletzt durch die Tatsache zeigt, dass unser Verein von 1964 bis Anfang der 70-er Jahre oberfränkisches Lehrgangszentrum wurde, wodurch natürlich teure Turneräte nach Schney kamen, die nach Auflösung der Turnschule von der Freien Turnerschaft erworben und den Aktiven zur Verfügung gestellt wurden. Die Aktivitäten in der Turnhalle wurden von zahlreichen Mitgliedern gestaltet, und es ist unmöglich, alle verdienstvollen Übungsleiter namentlich zu erwähnen. Stellvertretend für alle sei die am 9. Mai 1995 durch eine heimtückische Krankheit aus unserer Mitte gerissene und bei Jung und Alt äußerst beliebte Frauen- Senioren- und Kinderturnwartin Friedl Rehm genannt, die von 1948 bis kurz vor ihrem Tod allwöchentlich mehrmals dem Verein in selbstloser und vorbildlicher Weise zur Verfügung stand.

XII. Die Freisportanlage

Das vorerst letzte große Kapitel in der Geschichte der Freien Turnerschaft Schney war die Errichtung der Freisportanlage im sogenannten Zwinger, ein Vorhaben, das wohl schon kurz nach Erwerb des Schlosses in der Phantasie einiger Turner angedacht worden war, das aber jahrzehntelang an der Realität, sprich an den immensen Kosten scheiterte. Aus den Augen verloren haben die jeweiligen Vorstandschaften das Projekt jedoch zu keinem Zeitpunkt, und als sich Mitte der 80-er Jahre eine Möglichkeit der Finanzierung auftat, zeigte sich die bei der Freien Turnerschaft stets vorhandene Tatkraft auch in diesem Fall: in ungezählten Besprechungen, Sitzungen, Diskussionen, Informationsfahrten, Telefongesprächen und Beratungen, für die nicht selten ein halber oder ein ganzer Urlaubstag geopfert wurde, machte sich die Vorstandschaft, allen voran Vorsitzender Richard Hohmann, sachkundig, und als auch der Kassier Frank Bergmann grünes Licht gab, begann man im Jahr 1987 unter der tatkräftigen Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden und Leichtathletikwarts Karl-Heinz Lausberg mit den Arbeiten. Bis dieses uns alle mit berechtigtem Stolz erfüllende Werk beendet war, vergingen 2 Jahre, in denen wie in der Vergangenheit wieder zahlreiche Mitglieder als freiwillige Helfer zur Verfügung standen, um die Kosten im Rahmen zu halten. Mit der ständig verbesserten Turnhalle, der Freisportanlage und den dazugehörigen Tennisplätzen verfügt nun die Freie Turnerschaft Schney über alle Voraussetzungen, von denen unsere Vorväter bei der Vereinsgründung nur träumen konnten, und es ist zu hoffen, dass die Schneyer, und hier ist vor allem auch die Jugend angesprochen, das von einer hervorragenden Gemeinschaft geschaffene große Werk durch fleißiges Nutzen der Möglichkeiten in Einigkeit erhalten und gedeihen lässt.

XIII Der Kirchweiher

Auch danach hat sich unser Verein positiv weiterentwickelt. So konnte eines der großen Ärgernisse in Schney, nämlich der unbefriedigende Zustand am Kirchweiher, der zu Unrecht uns Freien Turnern angelastet wurde, aus der Welt geschafft werden. Wie wir alle wissen, gehört das Kirchweihergelände ebenso wie der Uferstreifen und das Fischereirecht bis zur Klappersbrücke der Freien Turnerschaft. Das baufällige Wehr jedoch, über das der zum Zuständigkeitsbereich der Stadt gehörende Fußweg führte, gehörte Privatleuten, die jahrzehntelang nicht bereit waren, die Anlage zu reparieren. Dem ständigen Drängen der Verantwortlichen unseres Vereins und der wertvollen Unterstützung durch den damaligen Bürgermeister, unseren Turnbruder Winfred Bogdahn, ist es zu verdanken, dass wir nun rund um den Kirchweiher wieder ein Schmuckstück von Schney vorfinden. Auch die Freie Turnerschaft hat maßgeblich zu dieser im Juni 2000 abgeschlossenen Verbesserung beigetragen, indem sie auf einen Teil der ihr zustehenden Wasserfläche verzichtete und einen ansehnlichen finanziellen Beitrag (immerhin 10.000 DM) aufbrachte.

XIV Weitere Verbesserungen an der Turnhalle

Auch auf dem Vereinsgelände und in der Turnhalle hat es weitere Verbesserungen gege-ben. Nachdem 1991/92 das Turnhallendach und der Dachboden renoviert worden waren – Kosten ca. 40.000 DM – , stand 1996 ein neuer Heizungskessel, ebenfalls für ca. 40.000 DM an. Danaben ist in diesem Zusammenhang die von unserem unvergessenen Liegen-schaftswart und vorbildlichen Kameraden Hans Kolb und seiner Frau durchgeführte Umgestaltung des Turnhallenvorraums zu erwähnen. Nach und nach wurde die Erneuerung der Bestuhlung vorgenommen, und 2002 konnte die seit langem anstehende Renovierung der Decke in der Turnhalle mit einem Aufwand von 16.500 € durchgeführt werden. Bei dieser Gelegenheit wurde übrigens auch die Bar neu gestaltet und die Elektroinstallation in der gesamten Turnhalle auf einen zeitgemäßen Stand gebracht.

XV Einige bemerkenswerte Punkte

Der Vollständigkeit halber seien hier in aller Kürze noch ein paar Punkte erwähnt, die zwar allgemein bekannt sind, die mancher aber vielleicht zeitlich nicht mehr so richtig ein-ordnen kann. Es beginnt mit den zwischen 1980 und 2009 durchgeführten und von bis zu 263 Teilneh-mern besuchten Laufveranstaltungen der Leichtathletik-Abteilung. In die Jahre 1989/90 fällt die Gründung der Tennisabteilung, die allerdings keinen regelmäßigen Spielbetrieb mehr abhält. Im Zusammenhang mit der „Krebsbachsanierung“ wurden die nicht mehr zu erhaltenden Tennisplätze endgültig geschlossen und in Rasen- bzw. Wiesenflächen umgewandelt. Über die weitere Verwendung des Geländes wird in naher Zukunft entschieden werden. Diesbezügliche Vorschläge werden gerne entgegengenommen. Die Umstellung der Vereinsverwaltung auf EDV erfolgte im Jahr 1990. Einen von uns veranstalteten Kirchweihumzug unter Beteiligung der Schneyer Vereine gibt es seit 1995. Anfang 1986 wurde die Seniorengruppe gegründet, und die Mutter-Kind-Gruppe besteht seit 1997. Im Jahr 2000 wurde erstmals ein Kinder- und Jugendzeltlager in Hammer durchgeführt.

XVI Die Jahre 2003 bis 2012

Im Jahr 2003 trat Richard Hohmann aus Altersgründen nach 28 Jahren von seinem Amt als 1. Vorsitzender zurück und wurde am 28. 3. 2003 von seinem Nachfolger Hans-Heinrich Bergmann zum Ehrenvorsitzenden der Freien Turnerschaft Schney ernannt. Leider konnte er seinen Erfahrungsschatz und seine Hilfe nur kurze Zeit an die nächste Generation weitergeben, da er plötzlich und unerwartet am 8. September 2003 aus dem Leben gerissen wurde. Große Herausforderungen kamen auf die neue Vorstandschaft zu: 2003 musste die gesamte Heizungsanlage der Turnhalle und des Anbaus erneuert werden. Trotz großem Einsatz freiwilliger Helfer beliefen sich die Gesamtkosten für diese Maßnahme auf knapp 34.000 €. Im Jahr 2004 wurde der Einbau eines modernen Sportbodens in der Turnhalle vorgenom-men, und 40 neue Tische wurden für die Turnhalle angeschafft. Außerdem wurden die Fenster im Anbau erneuert. Kosten insgesamt 52.000 €. 2005 erfolgte der Ausbau der mit allerlei nutzlosen bzw. ausgemusterten Gegenständen vollgestopften „Kegelbahn“ zu einem den Bedürfnissen des Vereins angemessenen und mit allen technischen Möglichkeiten ausgestatteten Vereinszimmer. Aufwand: 25.000 € + 2.155 ! freiwillige Arbeitsstunden. Im Jahr 2006 wurde die aufwändige Renovierung der Westfassade der Turnhalle unter Erhaltung des „Speerwerfers“ für 7.000 € durchgeführt. Das Jahr 2007 stand ganz im Zeichen des großen Festes zum 100-jährigen Bestehen unseres Vereins, mit dessen Vorbereitungen bereits Ende 2004 begonnen worden war. In den Jahren 2009 und 2010 erfolgte die Sanierung des Hallenanbaus, insbesondere der Sanitäranlagen. Kostenaufwand ca. 80.000 €. 2010 wurde die Sanierung der Außenanlage, des Hintereingangsbereichs und der Terras-se mit der Mauer durchgeführt, wofür ca. 50.000 Euro ausgegeben wurden. 2011 wurden für die Dachsanierung des Turnhallenanbaus, die Isolierung und das Verputzen der Fassade und für die Beseitigung von im Winter 2010 entstandenen Wasserschäden ca. 70.000 Euro ausgegeben. Im Jahr 2012 wurden die Maßnahmen von 2011 abgeschlossen und erste Vorplanungen für den nächsten „großen Brocken“, nämlich die Sanierung des Krebsbachufers an unserer Freisportanlage und der Freisportanlage selbst vorgenommen. Hierfür wurden Rücklagen von mehr als 100.000 € gebildet. Natürlich wurden bei all diesen baulichen Aktivitäten die sportlichen Belange keineswegs vernachlässigt: für die Anschaffung von neuen Turngeräten wurden in den vergangenen 9 Jahren weit über 22.000 € ausgegeben. Im Frühjahr 2014 wurde die Krebsbachsanierung in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Lichtenfels durchgeführt und die Zufahrt durch den „Park“ zur Turnhalle in Angriff genom-men. Möglich wurde dies - wie der Vorsitzende immer wieder betont - natürlich nur


XVII Schlussbemerkung

Mit der ständig verbesserten Turnhalle und der Freisportanlage verfügt nun die Freie Turnerschaft Schney über alle Voraussetzungen, von denen unsere Vorfahren bei der Vereinsgründung nur träumen konnten, und es ist zu hoffen, dass alle – ob jung, ob alt – von den Möglichkeiten, die der Verein bietet, intensiv Gebrauch machen.